Wo das Geschäft noch floriert

Enger Kundenkontakt, freundliche Beratung, und teils selbst gepflanzte Blumen – Blumenhändler Christoph van de Gey setzt in seinem Laden auf alte Traditionen und Handarbeit. Lohnt sich das noch?

„Dann nehmen wir doch die Tulpen, was meinst du, Uta?“, berät Christoph van de Gey eine Stammkundin. Der kleine Verkaufsraum duftet nach frischen Gerberas, Chrysanthemen und Rosen. Frühlingssträuße bringen Farbe in den Raum. In einem Hinterzimmer bindet Christoph van de Gey den Strauß für seine Kundin, ohne auch nur einmal aufzublicken. Die Kundin tritt wie selbstverständlich hinter den Verkaufstresen. Hier kennt man sich. 

„Ich schätze die Vielfalt“, sagt van de Gey über seinen Beruf als Florist und Gärtner. 1979 begann der heute 62-Jährige mit seiner Ausbildung. Seine Leidenschaft blieb, ein Karrierewechsel war nie eine Option. In den 90er Jahren übernahm er das Floristikgeschäft von seinem Vater. Schon der hatte es von seinem Vater – ein waschechtes Traditionsunternehmen.

Im Hinterhof steht ein großes Gewächshaus. Van de Gey züchtet hier teils noch selbst seine Blumen. Beim Einpflanzen der einzelnen Samen ist er voller Konzentration und richtet den Blick starr auf seine Arbeit. Rhythmisch lockert er die Erde auf.  „Was ich hier mache, ist super old school„, sagt er. Genau das sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. So könne er sich von den Ketten und Supermärkten abheben, die heutzutage die Blumenindustrie dominieren.

2020 brach die Corona-Pandemie aus. Geschäfte mussten schließen, Preise stiegen. Christoph van de Gey rechnete mit dem Schlimmsten für sein Familienunternehmen. Doch zu seiner Überraschung stellte er fest: Seine Kunden kauften nicht weniger Blumen, sondern mehr. „Die Leute wollten sich während der Pandemie ihr Zuhause verschönern“, erklärt der Blumenhändler. So wurde Corona für ihn zu einer Chance.
„Das würde dann ungefähr 50, 60 Euro kosten. Was sagen Sie?”, fragt er jetzt eine neue Kundin. Ihm ist bewusst, dass die Preise für seine Ware in letzter Zeit deutlich angestiegen sind. Der Blick der Kundin ist unruhig. Sie bestellt ein Trauergesteck für einen Verstorbenen. Der Blumenhändler lässt ihr ausreichend Zeit. „Dann machen wir doch direkt 60 Euro”, sagt die Kundin schließlich. „Ich lebe von 85 Prozent Stammkundschaft“, erklärt Blumenhändler van de Gey. Sorgen wegen der Inflation macht er sich nicht. Die intensive und fachkundige Beratung habe sich bewährt. Er ist sich sicher: Seine Kunden kommen immer wieder. 

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