„Wir wollen die Kraft des Fußballs nutzen, die Welt jeden Tag ein Stück besser zu machen“

Für Gerd Thomas gehören Sport und Politik zusammen. Als Vorsitzender des FC Internationale Berlin engagiert er sich für den Amateurfußball und bringt Nachhaltigkeit mit voran.

Die Sonne strahlt auf den saftig grünen Fußballrasen. Statt Markierungen sorgen Kleeblumen vereinzelt für weiße Farbtupfer. Im Hintergrund hört man die Stimmen von älteren Vereinsmitgliedern, die Geburtstag feiern und grillen. Es ist Sommerpause und Gerd Thomas mustert den leeren Platz streng. Auf seinem knallblauen T-Shirt prangt „No Racism“; auf dem Fußball in seiner Hand, ist deutlich ein Fairtrade-Logo zu sehen.

Gerd Thomas, 62, ist hauptberuflich Marketingkaufmann. Aber es ist sein Ehrenamt, dass ihn jeden Tag leidenschaftlich beschäftigt: Er ist erster Vorsitzender und selbst Spieler der Ü60-Mannschaft des FC Internationale Berlin. Zum Verein kam er zunächst aus praktischen Gründen: Er suchte für seinen Sohn und sich einen Verein und entdeckte 2003 den FC Internationale. Dabei hat ihn als politischen Menschen sofort das besondere, gesellschaftliche Engagement zugesagt. Früher hat er diese Werte als Jugendtrainer vermittelt. Heute behält er als Chef den Überblick: nach innen sorgt er für den Zusammenhalt, nach außen für die Medienpräsenz für Sport und Initiativen des Vereins.

Etwas verwinkelt, an der Seite der Sporthalle Schöneberg – da ist die Geschäftsstelle des FC Internationale. An der Eingangstür klebt der Aufkleber „Grüner Hirsch – Zukunftscharta Tempelhof-Schöneberg“. Über eine steile Treppe gelangt man zu den kühlen Büroräumen. An der Wand hängt ein St. Pauli-Schal, Gerd Thomas’ Lieblingsverein. Daneben zahlreiche Auszeichnungen für das ehrenamtliche Engagement des Vereines: Silberner Stern des Sportes für Integrations- und Jugendarbeit. Botschafter für Demokratie und Toleranz. TÜV-Zertifikat auf Nachhaltigkeit – als erster Amateurverein Deutschlands. Ein Ball mit “No Racism”-Aufdruck.

Der FC Internationale Berlin wurde 1980 von internationalen Studierenden gegründet – daher auch der Name. Von Anfang an waren leistungsorientierter Amateurfußball und gesellschaftliches Engagement Teil der Vereinsarbeit. Als Zeichen gegen Kommerzialisierung wird die Trikotwerbung durch den „No Racism“-Slogan ersetzt. Auch der gute Umgang miteinander hat hohe Priorität und bei Fehlverhalten jeglicher Art wird sofort eingeschritten. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen und die Kraft des Fußballs nutzen, die Welt jeden Tag ein Stück besser zu machen“, fasst Gerd Thomas das Ziel zusammen. Die politische Haltung und die gemeinschaftliche Atmosphäre schaffen dabei Raum für Eigeninitiative. Diese zwei Aspekt unterscheiden Inter und Gerd Thomas von anderen Vereinen. So entstand dank einiger Spielerinnen, wie Gerd Thomas stolz betont, das Nachhaltigkeitsprojekt. Nun werden Bio-Bier und Fairtrade-Bälle angeschafft. Mit lokalen Unternehmen und Behindertenwerkstätten arbeiten sie auch zusammen. Für ihn gehören nämlich ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zusammen. 

Ruhig und mit tiefer Stimme redet Gerd Thomas über seine Arbeit. Ab und zu fährt er sich mit der Hand über die Halbglatze. Fokussiert und reflektiert spricht er auch schwierige Themen an. Er kennt Zahlen, Gründe für Probleme, spricht konkrete Schwachstellen an. Der Wille etwas positiv zu bewirken und die Teamleistung stehen für ihn im Vordergrund, nicht er als Individuum – ganz der Teamsportler. Auch in Zukunft warten neue Projekte: die Gründung einer eigenen Stiftung und die Männer EM 2024 in Deutschland. Als einziger Verein organisieren sie das Turnierthema Nachhaltigkeit mit dem DFB gemeinsam. “Es mangelt anderen Vereinen und Verbänden an Willen, nicht an Geld”, sagt Gerd Thomas. Diese Solidarität, Kreativität und das Engagement sind entscheidend, damit auch in Zukunft in der Sommerpause Klee auf dem Fußballrasen wachsen kann und die Echtrasenplätze nicht verbrennen.