Wenn es etwas Besonderes sein soll

Täglich Törtchen und Teilchen produzieren – das war dem ehemaligen Konditor Wilfried Prüske auf Dauer zu anstrengend. Heute betreibt er einen kleinen Weinhandel. Ein Besuch bei edlen Tropfen, glücklichen Kunden und einem zufriedenen Verkäufer. 

Die Tür schwingt auf, ein Glöckchen klingelt, es riecht nach Wein. Eine Frau betritt den Laden. Nach ausführlicher Beratung durch Wilfried Prüske glaubt sie, nun den für sie besten Wein gefunden zu haben. Sie geht zur Kasse. „Dann einmal bitte 125€“, sagt Prüske. Die Frau reicht ihm das Geld in Scheinen, nimmt das Rückgeld entgegen und verabschiedet sich. Ein Lächeln zieht die Mundwinkel von Prüske – Weinhändler aus Leidenschaft und Leiter des Ladens – nach oben. 

Der 66-Jährige arbeitet bereits seit 22 Jahren in Vollzeit im Weinhandel. Vorher war er Konditor. In der Backstube arbeitete er ohne jeden Kundenkontakt. Das sei heute für ihn unvorstellbar. „Die Arbeit im Handwerk ist anstrengend“, gibt Prüske zu. Im Vergleich dazu sei es eine echte Erleichterung, nun im Weingeschäft zu sein. Hier hat er statt Kuchen Kunden vor sich. Und auf genau die freue er sich Tag für Tag, sobald er über die Schwelle seines Ladens trete, sagt Prüske. 

Leicht gegen das Regal gelehnt, das Bein locker angewinkelt – so berät Prüske seine Kunden und gibt sein Fachwissen weiter. Die Herkunft, die Traube, die Lagerzeit. All das mache den Wein individuell, verrät er jetzt einem Kunden. Der Mann entscheidet sich, nimmt eine Flasche Wein und geht zur Kasse. Um Prüskes Augen und Mund herum zeichnen sich Lachfältchen ab. Wieder einmal konnte er einem Kunden helfen. 

„Sobald ich den Laden betrete, freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Kunden und den Kollegen“, sagt Prüske. Im Weinhandel fühlt er sich wohl. Gute Beratung und Ehrlichkeit seien ihm dabei besonders wichtig. Genau das schätzen offenbar auch seine Kunden. 70 Prozent der Kunden seien Stammkunden, schätzt Prüske. Etwa alle zwei Wochen würden die treuen Kunden ihn im Weinhandel aufsuchen und tendenziell auch etwas mehr kaufen als andere, sagt er. „Mach‘s gut, wir sehen uns!“, ruft Prüske auch jetzt einem seiner Stammkunden zum Abschied hinterher. 

Dann ist der Weinladen leer. Nur Prüske und ein jüngerer Kollege befinden sich noch im Geschäft. Weinflaschen mit weißen, schwarzen, schlichten und gemusterten Etiketten umgeben sie. Prüskes große Hand greift eine schmale Flasche Rosé mit weißem, schlichtem Etikett. Er stellt sie ein Regal weiter, hofft, dass die Strahler an der Decke sie hier optimal zur Geltung bringen. Ein fragender Blick zum Kollegen, dieser nickt zustimmend. Plötzlich ertönt wieder das Klingeln des kleinen Glöckchens. Prüske hebt den Kopf und sieht, wie ein neuer Kunde den Laden betritt. Sofort ist das Lächeln in seinem Gesicht wieder da: Denn da ist sie, die Kundschaft, die ihm so viel bedeutet. 

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