Von Fashion und Versen
MB Akinyemi hat ein großes Ziel: Die Eröffnung ihres eigenen Second-Hand-Ladens. Kann das klappen?
Bestickte Hemden und Blusen, kunterbunte Tücher und verwaschene Jacken wehen im Wind an der Kleiderstange. MB Akinyemi zieht schmunzelnd einen elastischen, breit geschnittenen Gürtel hervor und reicht ihn einer jungen Frau über die Theke ihres Flohmarktstandes. „Und probier’ ihn auch gerne an“, sagt sie und lächelt der Kundin zu. MB steht oft und sehr gerne auf den Kölner Flohmärkten. Doch eigentlich hat sie einen ganz anderen Traum: Sie will ein eigenes Second-Hand-Geschäft führen.
Dabei hat MB, 42 Jahre alt, geflochtene Braids, buntgemusterte Kleidung, eigentlich einen ganz anderen beruflichen Weg eingeschlagen. Sie ist in Nigeria geboren, in den Niederlanden aufgewachsen, und zum Journalismus-Studium nach London gegangen. „Dieses Studium war immer mein Wunsch“, sagt sie heute. Doch als sie nach ihrem Abschluss für ein Fashion-Magazin arbeitete, merkte MB, dass Mode in ihrem Leben eine noch größere Rolle einnehmen sollte. Sie entschied sich dazu, von nun an in ihrem Leben beide ihrer Leidenschaften – Journalismus und Fashion, Schreiben und Mode – miteinander zu kombinieren.
„Schau auch gerne auf meiner Website vorbei“, sagt MB jetzt zur Kundin auf dem Flohmarkt, holt ihr Handy aus der lederüberzogenen Bauchtasche und zeigt der Frau ihre Vinted-Website. „Hier schreibe ich auch meine Gedichte“, erzählt sie und deutet mit dem Finger auf das Display. Neben dem Foto einer Bluse mit Zitronenmotiv steht ein von ihr verfasster Fünfzeiler. Das Gedicht handelt von Sonnenschein und der bunten Bluse. A teaspoon of sugar, a twist of lime in the sun. Die Kundin grinst breit. MB freut sich.
Gerade kann sich MB durch das Schreiben und die Mode ganz gut über Wasser halten – aber für ihren Traum vom eigenen Laden fehlt ihr noch das Startkapital. „Bei meinem Online-Shop fallen deutlich weniger Kosten an, weil ich Miete, Strom und so weiter nicht bezahlen muss und mein Apartment als Lagerfläche meiner Kleidungsstücke nutzen kann“, sagt sie. Ein eigener Laden wäre deutlich teurer. MB zuckt leicht mit den Schultern und senkt kurz ihren Blick. Dann kramt sie ein Oberteil mit blauen Punkten aus ihren vollen Tüten und legt es sachte auf der Theke ab.
„Wie viel soll der kosten?“, fragt jetzt die Kundin mit dem Gürtel. MB nimmt vier Euro in Münzen entgegen. „Danke“, sagt sie. Sie tippt die Einnahme direkt in ihrem Handy ein. Mit jedem Euro kommt MB einen kleinen Schritt näher an ihr Ziel heran: ihr eigener Second-Hand-Laden.