Viva la libería!

Angela Baron ist Buchhändlerin aus Leidenschaft zur spanischen Literatur. Ihre Kunden kennt sie gut und nimmt sich viel Zeit für sie. Aber lohnt sich das auch?

Die Sonne scheint durch die großen Fenster auf prall gefüllte Regale und Schränke voller Bücher. Überall kleben bunte Poster, kleine Dekorationsfiguren verzieren so manch ein Regal des Ladens. Es ist warm und in einer der Ecken steht ein kleines, rotes Sofa.  Es riecht nach altem, vergilbtem Papier. Aus dem hinteren Teil des Geschäfts dringt ein leises, spanisches Beratungsgespräch mit einem Stammkunden. Von deutschen Klassikern in spanischer Übersetzung, spanischen Märchen und Kinderbüchern bis hin zu deutschsprachigen Büchern über die lateinamerikanische Kultur hat Angela Baron alles in ihrem kleinen verwinkelten Laden „La Librería“. Baron ist 70 Jahre alt und besitzt die Buchhandlung schon seit 37 Jahren. „Ich hatte schon immer einen Drang zur Selbstbestimmung“, sagt sie. Mit der „Librería“ hat sie sich genauso ein selbstbestimmtes, freies Leben aufgebaut.

Das drückt sich auch in dem Motto des Ladens aus: Yo soy libre, tú eres libre, viva la librería! Übersetzt heißt es: „Ich bin frei, du bist frei, es lebe die Buchhandlung!“ Nach dieser Einstellung lebt Andrea Baron schon seitdem sie Anfang 20 ist. Sie hat Literatur und Hispanistik in Bonn studiert und schon immer für Bücher geschwärmt. Mit einem Stipendium zog sie nach Kolumbien und blieb für ganze sechs Jahre dort. Die Zeit in dem lateinamerikanischen Land habe in ihr erst recht die Passion zur spanischen Sprache, den Menschen und dem besonderen Lebensgefühl der iberoamerikanischen Kultur entfacht. „Ich habe gemacht, was ich wollte“, erzählt Baron und legt eine CD mit kubanischen Songs des Künstlers Compays Segunda auf. Ein Pärchen mit seinem Kind betritt den Laden, die Mutter summt direkt leise zu der schnellen Musik mit. Andrea Baron begrüßt sie mit einem freundlichen „Holaaaa!“

Ihre Kundschaft in der „Librería“ besteht vor allem aus bilingualen Paaren, Studenten und Eltern, deren Kind zweisprachig aufwächst. Die rund 39.000 Bücher stammen aus Antiquariatsauflösungen oder frisch von den Buchmessen, die Baron regelmäßig besucht. Zu ihrem Buchladen gehört auch ein kleiner Garten, in dem im Sommer auch draußen gelesen werden kann. Während der Coronapandemie habe sie die „Nischen des Internets“ genutzt, um eine Brücke zwischen dem Analogen und dem Digitalen zu schlagen. Seitdem kaufen Kunden aus aller Welt über die Website des Ladens ihre spanischen Bücher. Die Online-Kundschaft stamme dabei aus Spanien, aus den USA, Frankreich und sogar Japan, sagt Angela. Auf dem Boden neben ihr stehen mehrere gelbe Kisten der Post, gefüllt mit Büchern.

Das Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit zieht sich seit ihrer Zeit in Kolumbien durch ihr Leben. Verwirklicht hat Baron dieses Ideal nun mit ihrer Selbstständigkeit in ihrer Buchhandlung „La Libreriá“. Zu verdanken habe sie dies vor allem ihrer Stammkunden und dem großen Online-Buchhandel, sagt Baron: „Und ab dann war ich meine eigene Frau!“

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