Van statt Porsche
Tom Wagner ist ein erfolgreicher Fotograf. Für ihn hat Glück weniger mit Geld zu tun als mit dem Gefühl von Freiheit.
Die graue Lackierung des sieben Meter langen Sprinters glänzt durch die grelle Mittagssonne. Tom Wagner steigt auf die kleine Plattform auf der Rückseite seines neuen Campers, der leicht zu wackeln beginnt. Es riecht nach neuen Möbeln. Gefragt, wo die Toilette sei, geht er mit großen Schritten in Richtung eines kleinen Schranks vor seinem Bett. Schwungvoll öffnet Tom Wagner die Schranktür und zieht eine weiße Box heraus. „Das ist meine ganz normale Chemietoilette“, präsentiert er stolz.
Der heute 55-jährige freiberufliche Fotograf lebt mit seiner Frau in einer ruhigen Berliner Gegend. Durch seine Leidenschaft zum Windsurfen hat er schon früh gelernt, was es heißt, auf vier Rädern zu wohnen. Mit 19 Jahren zog er nach Sylt und bemerkte schnell, dass das Leben im Wohnwagen zu ihm passt. „Als Windsurfer, hast du einen Bus mit deinem Zeug und dann willst du am Strand bleiben, da wo auch gerade der Wind gut ist.“ Um immer die besten Spots zum Windsurfen zu erreichen, verbrachte Tom Wagner als junger Mann die Sommer auf Sylt und zog im Winter in den Süden nach Frankreich oder Spanien.
Seinen damaligen Wohnwagen finanzierte er sich durch seine Arbeit als Fotograf. Je erfolgreicher er wurde, desto mehr spürte er den Druck, seinen Erfolg auch zu zeigen. So kaufte er sich einen Porsche. Schnell merkte Tom Wagner allerdings, dass er mit Geld kein Glück kaufen kann. Er fühlte sich eingeengt. Er tauschte daher seinen Porsche gegen einen Van und ließ den Lifestyle, den er früher so sehr geschätzt hatte, wieder aufleben. „Es waren wirklich die schönsten Momente überhaupt, weil ich an nichts gebunden war und alles was ich besessen habe, war überschaubar.“
Auch heute hat der 55-jährige seine Liebe zu seinem Wohnwagen nicht verloren. Das neueste Modell seines Hauses auf vier Rädern ist erst seit ein paar Tagen fertig. Zusammen mit einem Tischler baute er den Camper selbst aus und schaffte so Raum für die Sachen, die ihm am Herzen liegen. Sein Van bietet ihm unter anderem einen Platz für sein Motorrad oder eine ganze Wand für sein Surfboard.
Tom Wagner steigt aus seinem Sprinter aus, und der Camper wackelt erneut. Er schließt mit voller Kraft die Türen, bis ein lauter Knall ertönt, der ihm symbolisiert, dass die Türen richtig geschlossen sind. Sein nächster Trip ist schon geplant: „Bereits nach diesem Wochenende soll es zur ersten Fahrt mit dem neuen Sprinter nach Kroatien losgehen”, sagt Tom Wagner mit funkelnden Augen.