Unverstellt und Unverpackt

Unverstellt und Unverpackt: plastikfreies Einkaufen ist unterm Strich nicht viel teurer 

Es geht auch komplett ohne. In dem kleinen Unverpackt Laden “Tante Olga” in Köln Sülz ist kein Produkt in Plastik gehüllt.

“Ding Ding” ertönt die silberne alte Klingel über der Tür im kleinen Laden. Dessa Dewitt, 22 Jahre alt, kommt aus dem Lager geeilt und begrüßt ein ihr gut bekanntes Gesicht. ,,Hallo Elke, na, wie geht es dir heute?”. „Gut, gut und selbst?”, fragt die Stammkundin, die sehr stark darauf achtet, ohne Verpackungen einzukaufen. Sie schnappt sich einen kleinen dreistöckigen Rollwagen und verstaut darin ihre selbst mitgebrachten Gefäße. Drei marmeladenglasgroße Behältnisse, zwei röhrenförmige Gläser und eine kleine Dose aus Metall.

Mit dem Thema Nachhaltigkeit hatte sich Dessa Dewitt nie großartig beschäftigt. Zuvor hat sie in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Seit knapp zwei Jahren denkt sie jetzt aber das Einkaufen neu und arbeitet in einem der ersten Unverpackt-Läden in Köln. “Ich liebe den Job, denn du weißt, dass du etwas Gutes für die Umwelt tust”, sagt die junge Mitarbeiterin, während sie durch den Laden wuselt und dann Olivenöl mit einem kleinen roten Trichter aus einem großen Bottich in eine kleinere Zapfanlage umfüllt. 

Beim Öffnen der Lagertür schlägt Dessa Dewitt der Geruch von verschiedenen Gewürzen entgegen. Die 22-jährige greift in einen knisternden riesigen Papier Sack voller Linsen-Penne und holt eine Handvoll der kleinen roten Nudeln aus dem dunklen Lager heraus. Dort stapeln sich nicht nur die Kanister mit Olivenöl oder Balsamico-Essig, sondern auch riesige 25 Kilo Vorratssäcke gefüllt mit Nudeln oder Mehl. Aus Papier, aber aus Plastik – das sei Corona und den daraus folgenden Hygienevorschriften geschuldet .

Zwischen 20 verschiedenen Nudelsorten und Hülsenfrüchten in allen möglichen Farben und Formen, Marmeladen und Bambus-Zahnbürsten stellt der Unverpackt-Laden alles zur Verfügung, was an Lebensmitteln für den täglichen Bedarf gebraucht wird. Und das sogar komplett ohne Plastik. 

Aus der Ecke mit den getrockneten Früchten ertönt ein leises Klirren. Elke fischt mit einer kleinen silbernen Schaufel ein paar getrocknete Erdbeeren aus einem Glasgefäß und schüttet sie langsam in ihr mitgebrachtes marmeladenglasgroßes Behältnis. Währenddessen bereitet Dessa Dewitt einen Hatcha Latte für einen Vater vor, der mit seiner kleinen Tochter die Zeit auf der Terrasse vor dem Laden verbringt.

Im Unterschied zu herkömmlichen Supermärkten lebe der Laden “Tante Olga” davon, dass es hier keine Hektik gebe. “Das Einkaufen gestaltet sich zu einem entspannten Ereignis“, erklärt Elke, die ihren Wochenendeinkauf inzwischen beendet hat. An der Kasse wird jetzt abgerechnet. Beep, Beep, Beep. Ein Produkt nach dem anderen wiegt die junge Mitarbeiterin ab und scannt anschließend den Strichcode im Preiskatalog. Für die Stammkundin steht die Qualität und nicht der Preis im Vordergrund. Aber was ihr positiv auffällt: “Im Unverpackt-Laden sind meine Mandeln zum Beispiel definitiv günstiger”. 

“Ding Ding” ertönt es erneut und Elke verlässt mit einem Lächeln den Laden. Zurück bleibt Dessa Dewit, die sich erstmal ein Stück vom selbstgebackenen süßen Hefegebäck abreißt und in den Mund schiebt. Für sie sei es ein gutes Gefühl, “ein echtes Arbeiten mit Herz”.