Skateplatzmangel

In der Innenstadt von Magdeburg gibt es Streit zwischen Skatern und Passanten. Zuletzt war ein Skatepark als Lösung im Gespräch unter Stadträten. Was simpel scheint, ist es nicht.

Klack, klack. Zwischen Strombrücke und Pegelanzeige der Elbe in der Nähe des Allee Centers ist das ein sehr vertrautes Geräusch. Viele Skater sind dieser Tage schon dort, bevor sich die Sonne ihren Weg durch das Märzgrau bahnt. Der Elberadweg verläuft dort, entlang der Promenade. An der Elbe herrscht reges Treiben. Spaziergänger, E-Roller-, Inline- und Fahrradfahrer sind unterwegs. Mal schneller, Mal langsamer fahren sie im Minuten Takt vorbei. Dazwischen ziehen Skater ihre Bahnen auf dem Asphalt: fahren, rollern, springen, tricksen, fallen, schürfen sich Hände und Knie auf. Es wird schnell eng am Petriförder, wenn die Sonne alle nach draußen zieht. 

Das Problem

„Vier-, fünfmal im Jahr passiert es mir schon, dass ich Unfälle mit Fahrradfahrern habe“, sagt Sascha Konovalov. Er ist seit 13 Jahren regelmäßig hier. „Skaten ist für mich Freiheit, Glück und Unabhängigkeit.“ Ihn nervt, dass er sich hier nicht ausschließlich aufs Skaten konzentrieren kann. Während er das sagt kreuzen dutzende Fahrradfahrer den Weg. Seit Jahren sind Skater hier: „Es ist der einzige Platz in Magdeburg ist, wo man gut skaten kann.“ Es kommt immer wieder zu Zusammenstößen mit Radfahrern, auch wenn diese meist nicht bei der Polizei gemeldet werden. Manchmal, sagt Konovalov, seien die Radfahrer wie aus dem Nichts da.

Schwer verletzt habe sich dabei aber noch niemand, ergänzt er. Das Problem kennt die Verkehrspolitische Sprecherin im Stadtrat der Grünen, Madeleine Linke: „Es ist eine Gefahr für Fahrradfahrer und Skater.“ Auch der ADFC kritisiert, dass die Fläche dort zu klein sei für die vielen Leute.

Im Hintergrund: zwei der vielen Fahrradfahrer.

Schon seit drei Jahren versucht die Politik, das Problem zu lösen. Erst sollte ein Betonklotz an den Weg kommen. Dann sollte dieser dauerhaft auf Höhe des nahen gelegenen Cafés „Petriförder“ in die Kurve gebaut werden. Der letzte Vorschlag für den Standort war, ein temporäres Stahlgeländer aufzubauen. Am Ende kamen aber nie alle Beteiligten inhaltlich zusammen.

Die neueste Idee der Stadt: die bereits seit 2019 eingeplanten 95.000 Euro für den Skatepark am Olvenstedter Scheid zu investieren. 

Die Alternativen

Grau, Grafitti und Scherben, so sieht der Skatepark am Olvenstedter Scheid aus. Das einzig Helle ist das Orange des Basketball-Platzes und das Bunte, was von den ehemaligen Rampenfarben noch durch das Gesprayte durchkommt. Ähnlich trist wirken auch die gedrückten Mehrfamilienhäuser rings herum. Sascha erinnert sich, wie er dort vor Jahren zum Skaten war: „Zwei Männer sind angekommen und wollten mich abziehen.“ Abgesehen davon, ist die Verkehrsanbindung schlechter als am Petriförder. Mit dem Fahrrad dauert es 15 Minuten, mit dem ÖPNV 35 Minuten, um von der Uni zum Park zu kommen.

Auf der anderen Seite der Elbe, mitten im grünen Stadtpark, gibt es schon einen Skatepark. 2013 war die Eröffnung der Anlage im Rothehorn-Park. Seitdem nutzen ihn täglich Dutzende BMX- und junge Roller-Fahrer. Skater sind hier eher selten. Sascha erklärt: „Obwohl der Park groß ist, überschneiden sich viele Wege, man kommt sich schnell in die Quere. Die Rampen sind zu hoch für uns Skater, da steigt die Verletzungsgefahr.“ Deswegen könne Sascha an zwei Händen abzählen wie häufig er im Jahr dort sei.

Der vor kurzem gegründete Skater-Verein Plaza e.V. hat die Skater in Magdeburg befragt. Das Ergebnis zeigt ganz deutlich: Der Petriförder ist der mit Abstand beliebteste Skate-Platz der Stadt.

Die Skaterhoffnung

Jemand, der den Petriförder noch nicht aufgeben hat, ist Jürgen Canehl, Stadtrat von den Grünen: „Ich werde den Antrag stellen, dass der Schotterplatz unter der Strombrücke als Standort in der Innenstadt für einen Skatepark geprüft wird.“ Die Fraktionen im Stadtrat sind sich größtenteils einig, dass es sinnvoll ist den Skatern diesen Platz am Petriförder zu gewähren. So mindert man die Gefahr von Unfällen.

In der Zeit, werden Sascha und seine Freunde weiter an Tricks wie Ollis, Kickflips und Switchen üben. Für Sascha ist eins klar: „Ich lag schon tausende male hier auf dem Boden. Hinfallen, aufstehen – neu versuchen. Genau darum geht’s beim Skaten.“

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