Repi hält durch

Lesen, Sortieren, Ordnen – umgeben von Büchern fühlt sich Repi wohl. Seit 30 Jahren hat er sein eigenes Antiquariat. Früher gab es viele davon in Bonn, doch fast alle mussten dicht machen. Nur Repi gibt nicht auf. 

Repis Reich besteht aus drei kleinen Räumen: herumstehende Skulpturen, ein paar Bilder, deckenhohe Regale, von oben bis unten gefüllt mit Büchern. Tausende Bände stehen in Reih und Glied nebeneinander. Comicheftchen, Marx-Biografien, Exilliteratur. Es ist ein bisschen staubig, die Luft riecht nach altem Pergament. Hinter einem kleinen Tresen aus Holz hockt Repi und tippt auf einer in die Jahre gekommenen Computertastatur herum. Recherchieren, dokumentieren, kategorisieren – Repi ist Inhaber eines kleinen Antiquariats in Bonn. Seit über 30 Jahren hält er den Laden am Laufen. Doch das wird immer schwerer. Die Onlinekonkurrenz und vor allem Großhändler wie Amazon machen es Repi nicht leicht.

Repi, 62 Jahre alt, wuschelige Haare, schläfriger Blick, heißt eigentlich Jürgen Repschläger. Doch seinen Vornamen gibt es für seinen Geschmack schon zu oft. Also hat er sich in Repi umbenannt. Unter dem Namen kennen ihn jetzt alle. Repi liebt Bücher, vor allem Exilliteratur. Angefangen hat das schon als Kind. „Ich wollte immer lesen, lesen, lesen. Schon in der Schule habe ich immer in der letzten Reihe gesessen und unter der Bank gelesen“, sagt Repi und lächelt. Nach der Schule habe er eigentlich Bundeskanzler werden wollen, stattdessen absolvierte er dann doch erst einmal eine Ausbildung zum Verlagskaufmann. Noch später wurde er LKW-Fahrer. ,“Ich hab‘ mich im Leben so durchgeschlagen“, sagt Repi heute. Nur eine Leidenschaft ist immer konstant geblieben: Die Liebe zu den Büchern. Anfänglich sammelte er privat Band um Band, jetzt hat er sein eigenes Antiquariat. 

An sich laufe der Laden ganz gut, sagt Repi. Andere Antiquariate der Nähe hätten schon dicht machen müssen. Auch Repi hat schon schwierige Zeiten durchgemacht. ,,Ich muss schon auf jeden Pfennig gucken“, sagt er, „richtige Sorgen machen musste ich mir aber nur zweimal. Hart war es zum Beispiel nach der Coronapandemie, als alle Messen und Veranstaltungen ausgefallen und die Nebenkosten gestiegen sind.“ Auch die Konkurrenz durch Online-Shops mache es ihm nicht leicht. Vor allem Amazon mag Repi gar nicht: ,,Das sind alles Verbrecher!“ Großkonzerne wie Amazon würden zunehmend kleine Antiquariate wie seines aufkaufen. Aber Repi will unabhängig bleiben. Er glaubt, dass er das schaffen kann: „Antiquariate, vor allem wenn sie spezialisiert sind, haben auf jeden Fall eine Chance. Da finden sich immer Interessenten“, sagt er und räuspert sich.Die Tür quietscht. Ein Mann betritt den Laden. Er sucht ein spezielles Buch: Die Auflösung der Weimarer Republik von Karl Bracher. „Ja, das müsste hier sein!‘‘, sagt Repi und schlurft nach hinten in den Laden, vorbei an akkurat sortierten Bücherregalen. Das macht Repi nämlich am liebsten: Bücher sortieren und in eine bestimmte Reihenfolge bringen. Vorzugsweise sortiert er nach Zahlen. Am liebsten geht er dafür in ein kleines Lager, in dem er seine Bücher sammelt. ,,Ich ziehe mich gerne zwei Stunden dorthin zurück und sortiere. Das ist mein Wohlfühlort!“, sagt er, während er dem Kunden das gewünschte Buch überreicht und den Preis nennt. „Letztes Jahr dachte ich noch, an Weihnachten muss ich den Laden dicht machen“, sagt Repi, steckt das Geld ein und grinst „aber dann geht es doch irgendwie weiter und es kommen wieder zwei, drei gute Monate!“

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