Queere Bücher im Herz

Bücher mit queeren Inhalten oder von queeren Personen: Sie zu finden, dabei hilft Jona James Robert Aulepp von der Buchhandlung „Eisenherz“.

Jona James Robert Aulepp sitzt an der Kassentheke, packt die neuen Bücher aus. Er bereitet sie vor, um sie in das Regal zu den anderen Büchern zu stellen. Sie sind fast ausschließlich von queeren Personen oder haben queere Inhalte. Im Laden hängen Flaggen und Symbole der „LGBTQIA+“-Community. Neben der Kasse gibt es sie auch als Sticker, Buttons oder Magnete zu kaufen. Auch Aulepp hat eine Regenbogenflagge auf seinem T- Shirt.

Bei einem Praktikum hatte Aulepp zum ersten Mal in dem Laden gearbeitet. Das hatte ihm so gut gefallen, dass er just eine Ausbildung dort gemacht hat. Ende Juni hat er sie abgeschlossen. Die Buchhandlung gibt es seit 1978. Damals gab es dort vor allem Literatur über schwule Menschen. Über die Jahre vergrößerte sich das Angebot, richtet sich mittlerweile auch an Menschen aus der gesamten queeren Community.

Immer wieder kommen Kundinnen und Kunden in den Laden. Aulepp wartet stets ab, bleibt an der Kasse, und fragt dann: „Brauchen Sie was?” Manche kommen schon mit konkreten Wünschen: sei es ein queerer Film oder das Vorbestellen von Büchern.

Dass der Buchladen hier angesiedelt ist, ist kein Zufall: Es befindet sich im Nollendorfkiez, eines der bekanntesten queeren Viertel der Welt. Deshalb kommen auch viele Touristinnen und Touristen gezielt dorthin. Gegenüber der Buchhandlung ist einst der berühmte Nachtclub „El Dorado“ gewesen, in dem sich heute ein Biomarkt befindet. Wer Aulepp nach dem historischen Ort fragt, an dem sich die Buchhandlung befindet, bekommt als Vorschlag: das Buch „Gay Berlin“ von Robert M. Beachy. Auf Deutsch: „Das andere Berlin“. Was er auch gerne empfiehlt: „Boy meets Boy“ von David Levithan. Das sei nämlich eine eher leichte Geschichte, für die es keine sogenannte Content- oder Triggerwarnings brauche. Solche warnen beispielsweise vor expliziten Inhalten.

Was Aulepp besonders freut: Der Ort lade nicht nur Erwachsene ein, oder Menschen, die schon viel zu dem Thema wissen, sondern auch jüngere. Er habe selbst oft gedacht, dass Orte, die sich mit Sexualität und Partnerschaft auseinandersetzen, nur für Erwachsene seien. Es müsse diese aber auch für jüngere Menschen geben. Jugendliche würden das Thema ihrer eigenen Sexualität ganz anders wahrnehmen. Der Buchladen hat, je nach Kapazität, auch Auszubildende – so, wie er auch einmal einer gewesen ist. Denn wer dort Azubi ist, lernt nicht nur den Beruf des Buchhändlers, sondern auch viel über die queere Szene. „Das war für mich auch ausschlaggebend dabei, hier zu arbeiten. Denn ich will schwuler Buchhändler sein und nicht nur Buchhändler.“

Auch wenn queere Themen mittlerweile bei den Verlagen angekommen seien: Es sei immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass sich jemand mit dem Thema auskennt. Nicht jedes Buch gehe respektvoll mit dem Thema um. Und es reiche nicht, einmal im Juni eine queere Ecke einzurichten, meint Aulepp.

In dem Laden gibt es auch einen Raum, den man mieten kann. Hier stellen unterschiedliche queere Künstlerinnen und Künstler Kunst aus. Somit können Menschen neben den Büchern und Filmen auch Kunst von queeren Menschen anschauen. Und: Sie können die Kunst auch kaufen. Dass es den Laden noch lange geben wird, dass es Menschen gibt, die ihn unterstützen, dort arbeiten und kaufen – dafür arbeitet Aulepp jeden Tag.

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