Lesbos – die Insel der Vergessenen

30. April 2024

Dreck, Leid und Menschen zusammengepfercht auf engstem Raum – das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos wurde wohl wie kaum ein anderer Ort zum traurigen Symbol einer gescheiterten Migrationspolitik. Oder für die bis heute ungelöste Frage, wie schutzbedürftige Menschen sicher nach Europa gelangen und gleichzeitig illegale Zuwanderung kontrolliert werden kann. 

Moria galt als größtes Flüchtlingslager in Europa, im September 2020 ging es in Flammen auf. Den Brand haben Migranten selbst gelegt – aus Protest über die Zustände dort. 

„Nie wieder Moria“, versprachen die EU und die griechische Regierung, änderten Gesetze und Regelungen, mehr Geld floss, mehr NGOs engagierten sich. Inzwischen ist ein neues Lager auf Lesbos entstanden „Mavrovouni“. Denn Geflüchtete wagen nach wie vor die Überfahrt in Schlauchbooten, die türkische Küste ist nur 10 Kilometer entfernt. 

Wie sind die Lebensbedingungen für Geflüchtete heute? Sind sie immer noch „Vergessene“? Wie geht die Politik, wie gehen die Inselbewohnerinnen und -bewohner damit um, dass Lesbos – so wie vier andere Inseln in der Nordägäis – zum Modell für eine neue europäische Migrationspolitik werden soll? 

Zwölf Stipendiatinnen und Stipendiaten der Journalistischen Nachwuchsförderung waren im April 2024 eine knappe Woche auf Lesbos, begleiteten Geflüchtete, Helfer, Politiker, Inselbewohnerinnen und Bewohner.  

Entstanden sind sechs Geschichten als Podcast, abrufbar über Spotify. 

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Raed Alabd ist 2019 aus Syrien geflohen, kam mit dem Schlauchboot über die Ägäis nach Lesbos. Zuerst lebte er in Moria, dem hoffnungslos überfüllten Flüchtlingscamp, das 2020 abbrannte. Für die Zustände dort hat Raed nur ein Wort: unmenschlich. Heute leistet er Widerstand auf seine Art im Nachfolgelager Mavrovouni, mit einem Selbsthilfeverein für Geflüchtete.

Von Ciara Cesaro-Tadic und Alice Pesavento

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„Kein weiteres Flüchtlingscamp auf Lesbos“ – mit dieser Parole hat der Politiker Konstantinos Moutzouris die letzten Wahlen gewonnen. Der 74-Jährige ist Regionalgouverneur für die nordägäischen Inseln. Die EU und die griechische Regierung planen aber ein weiteres größeres Lager. „Das überfordert die Inselbewohner“, sagt Moutzouris und hat dagegen geklagt.

Von Clara Müller und Christoforos Kyriakidis

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„Es ist unsere Schuld, dass Menschen auf der Flucht im Meer ertrinken“, sagt Ute Gniewoß. Die Pfarrerin aus Deutschland fühlt sich verantwortlich und verbringt mehrere Monate im Jahr auf Lesbos. Dort hilft sie Geflüchteten, bringt ihnen etwa Deutsch bei. Ihre Mission: Geflüchteten einige Momente Menschlichkeit schenken.

Von Till Tognino und Sandra Wahle

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Konstantinos Zissopoulos arbeitet als Forensiker auf Lesbos. Eine seiner Aufgaben: den Unbekannten, die bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben sind, einen Namen geben. Er untersucht die Toten, versucht über einen DNA-Abgleich ihre Identität herauszufinden, meistens erfolglos. Warum er trotzdem weitermacht…

Von Hanna Kazmirowski und Laura Scanu

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„Wir waren oft gezwungen, unsere Türen zu schließen, denn wir konnten nichts für so viele Hilfsbedürftige auf einmal tun“, sagt Josephina Delilo. Die 61-Jährige engagiert sich zusammen mit anderen Inselbewohnern für Geflüchtete. Die Solidarität auf Lesbos sei zurückgegangen, das könne Josephina nachvollziehen. Trotzdem bietet sie weiterhin kostenlose Mahlzeiten für Geflüchtete an. 

Von Tabea Schoser und Johanna Steinlen

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Sohrab Shirzad war Fahrer für NATO-Soldaten in Afghanistan, bis eine Bombe der Taliban seinen Laster in die Luft jagte. Schwer verletzt überlebt Sohrab, flüchtet 2018 über die Türkei nach Griechenland. Auf Lesbos hat er eine neue Heimat gefunden, eine Familie, einen Job. Doch alte Wunden reißen immer wieder auf…

Von Christina Koppenhöfer und Lisa Göllert

Redaktion und Konzept: Maria Grunwald,  Nicolas Martin
Technik: Simon Berkhahn, Noah Brümmelhorst
Gesamtleitung: Maria Grunwald

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