Lesen verbindet

Bianca verkauft beim Büchertisch Berlin gebrauchte Bücher und nimmt Buchspenden entgegen. Das Ziel ihres Vereins: Jeder soll sich das Lesen leisten können.

Beim Büchertisch Berlin in Kreuzberg riecht es nach altem Papier. Im Laden ist es warm und gemütlich. Kurz nachdem Bianca ihn um 11 Uhr öffnet, kommt die erste Kundin mit einer großen Tüte hinein. Sie kauft zwar nichts, verlässt den Laden aber trotzdem mit einem breiten Lächeln. Sie hat über ein Dutzend Bücher gespendet und freut sich, dass sie mit ihren ausgelesenen Romanen und Sachbüchern etwas Gutes tun kann.

Auch für Bianca ist das ein guter Start in den Tag. Seit 2020 arbeitet sie beim Büchertisch Berlin und ist ehrenamtlich im Vereinsvorstand tätig. Der Verein verkauft online und in zwei Filialen in Berlin gespendete Bücher und unterstützt mit dem Erlös Projekte im Bereich der Leseförderung. Zudem werden in der Sortierstelle in Neukölln fertige Bücherkisten gepackt, die an Vereine, Kitas, Schulen, Nachbarschaftszentren und Kultureinrichtungen verschenkt werden.

Eine Viertelstunde später betritt ein älterer Mann den Laden. Er stöbert eine Weile durch die drei Räume voller Bücher und kommt mit zwei Büchern zur Kasse. Auch er verlässt den Laden mit einem Lächeln im Gesicht. Er hat ein gutes Geschäft gemacht. Die meisten Bücher hier kosten zwischen einem und zehn Euro. Kinder dürfen sich bei ihrem Besuch sogar kostenlos ein Buch aussuchen. Bianca erzählt, dass die Freude in ihren Gesichtern zu den schönsten Momenten in ihrem Job gehöre.

Die Endzwanzigerin ist durch das Festival „48-Stunden Neukölln“ auf den Verein aufmerksam geworden. Damals war sie auf der Suche nach einem Praktikum. Danach blieb sie beim Büchertisch Berlin und war anfangs für den Onlineshop und die Kundenbetreuung zuständig. Inzwischen ist sie für den Sachbuchbereich und den Laden in der Kreuzberger Gneisenaustraße verantwortlich.

Zu ihren Aufgaben gehört der Verkauf, die Festlegung der Preise und das Auffüllen der Regale. Darin stehen Bücher aller Genres: Krimis, Reiseführer, literarische Romane, Kinderbücher.  Zu den Stammkunden zählen Familien mit Kindern und Menschen mit geringerem Einkommen, die die niedrigen Preise schätzen. Die Kundinnen und Kunden spenden auch gern: Oft gibt es mehr Buchspenden, als Platz im Laden. Auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, sei dem Verein besonders wichtig.

Bianca macht mit ihren alten Büchern gerne anderen Menschen eine Freude. „Lesen kann Halt geben und erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, wenn man sich über Bücher austauscht“, sagt sie. An der Wand des Ladens hängt ein kleines blaues Schild. Darauf steht: „Lesen verbindet“.