Kleine Lösung für großes Problem
Das Berliner Modegeschäft „Wesen„ will eine Alternative zu Fast Fashion schaffen. Das Team bietet Kleidung an, die der Umwelt so wenig wie möglich schadet – und gut aussieht.
Betreten Kunden den Laden, verstummt das Geräusch der Nähmaschine und Mirja begrüßt sie freundlich. Produktion und Verkauf liegen hier eng beieinander: Direkt hinter der Kasse befindet sich die kleine Werkstatt, in der die Kleidung genäht wird.
Seit vier Jahren arbeitet Mirja, 34, bei „Wesen“ in Neukölln. Sie verkauft Kleidung, Schuhe und Taschen, kümmert sich auch um den Online Shop und näht auch einige Kleidungsstücke für das Geschäft. Das Team von „Wesen“ gibt sich sichtlich Mühe, nachhaltig zu sein: Die Stücke bestehen aus Bio-Baumwolle, pflanzlich gegerbtem und gefärbtem Leder und haben kurze Transportwege.
Die Modeindustrie verursacht schätzungsweise zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – mehr als der internationale Luft- und Seeverkehr. Läden wie „Wesen“ bieten Kleidung an, die der Umwelt so wenig wie möglich schadet – und gut aussieht.
Auch die Einrichtung ist stylisch: Lichterketten, Schuhkartons, minimalistische Möbel. Auch englischsprachige Besucher betreten den Laden und werden schnell fündig. Die meisten Kunden kämen aus Neukölln, aber auch bei internationalen Gästen kommt das Geschäft gut an. „Wenn ich hier durch die Gegend laufe, sehe ich manchmal Leute, die unsere Kleidung tragen“, sagt Mirja. Beschädigte Kleidung bringen viele Kunden wieder zum Reparieren in das Geschäft, so wird die nachhaltige Kleidung noch langlebiger gemacht.
Günstig ist die Kleidung nicht: Die meistverkaufte Hose des Ladens kostet 150 Euro. Längst nicht alle Menschen, die in Neukölln leben, können sich das leisten – verglichen mit anderen Bezirken Berlins, hat der Stadtteil einen der höchsten Anteile von Menschen, die von Transferleistungen leben.
Die Kundschaft von „Wesen“ ist bereit, den hohen Preis zu zahlen. Die Kleidungsstücke werden von den Kunden lange getragen, meint Mirja. Das gleiche den Kaufpreis aus. Wenn man sich nämlich jeden Monat Fast Fashion Kleidung kaufen müsse, weil diese nur kurz halte, sei das auf Dauer nicht günstiger. Und vor allem deutlich weniger nachhaltig.