Ich hab´ schon immer schräge Songs geschrieben

Cosima ist Künstlerin, schreibt gesellschaftskritische Texte und erreicht damit immer mehr Menschen auf Tiktok.

Samstagvormittag, Eberswalder Straße, eine Spezi in der Hand. Die achtzehnjährige Cosima kommt mit weiten Schritten und noch weiteren Hosen auf den Mauerpark zu. Viel Zeit hat sie nicht, später soll es noch zum Content-Drehen gehen, denn kommenden Freitag kommt ein neuer Song, der promotet werden will.

Sie war Teil der sechzehnten Staffel der Castigshow „Dein Song“ im Kinderkanal, die im März 2024 mit einem großen Live-Finale endete. Die hatte Cosima schon als Kind geschaut und sich nun selbst beworben. Die Sendung war der Beginn ihrer Karriere, sie lenkte viel Aufmerksamkeit auf sie – doch nicht ausschließlich positive.

Ganz entspannt läuft sie da und wirkt fast schon vernünftig. Doch ihre Musik ist schrill, Cosima experimentiert mit verschiedenen Sounds, von Techno bis Indie. Der Mauerpark, durch den sie schlendert, und der früher Osten und Westen Berlins geteilt hat, beherbergt selbst viele Straßenmusiker. Früher war er einer der wenigen Orte, um von der Musikindustrie entdeckt zu werden. Mittlerweile sind die sozialen Medien der digitale Türöffner, erklärt sie. Die Gatekeeper der Musikbranche sind dadurch, dass man sich unabhängig vermarkten kann, in den Hintergrund gerückt. Und es läuft gut für sie: Auf Tiktok hat sie fast 6000 Follower. Clips von ihr erreichen auch mal Hunderttausende.

Sie biegt nach rechts ab, ihre Stimmung bleibt gleich, sie lächelt weiter, als sie auf die negative Seite der Aufmerksamkeit auf Social Media zu sprechen kommt. Denn neben den vielen tollen Erfahrungen, die sie bei der Songwritingshow sammeln konnte, machte Cosima sich natürlich auch angreifbar, gerade bei persönlichen Songs. Diese kleine Hatewelle, sie ging nicht spurlos an ihr vorbei. „Ich war vorher noch nie in den Medien und wenn dann da plötzlich 4000 Hatekommentare über einen stehen, dann ist das schon heftig.“ Was sie bestärkt, ist, dass diese fremden Menschen sie ja gar nicht persönlich kennen und eben nur diesen kurzen Clip von ihr gesehen haben, sich also streng genommen gar kein Urteil erlauben könnten.

Das Finale, in das sie es mit ihrem Song „Traumatized“ geschafft hat, war für sie definitiv das Highlight. In dem Song geht es darum, dass Mädchen stark sind und alles machen können, was sie wollen. Bei der Ausarbeitung des Songs halfen Musikpaten Marie und Robin von der Band Cosby. Den Einstieg in die Musik hatte sie mit dem Klavier gefunden, und als Teil ihrer Schulband. Und all das, obwohl sie über sich selbst sagt, dass sie sich mit Musiktheorie nicht auskennt und einfach immer irgendwie drauflosschreibe. Neue Songs konzipiert sie nicht nach Akkorden und Tönen, sondern zum Beispiel anhand von Alltagsbeobachtungen. Ihre Eltern unterstützen sie, sie sind selbst Künstler. „Die finden, was ich mache, muss interessant sein. Ich hab‘ schon immer schräge Songs geschrieben!“

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