Die Gehaltsmauer

In Brandenburg arbeitet eine Frau im Monat einen Tag weniger als ein Mann — für das gleiche Gehalt. In Bayern muss eine Frau monatlich für das gleiche Geld dagegen rund 3,5 Tage länger arbeiten als ein Mann. Das geht aus einer Auswertung des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) hervor. Manuela Fuchs,Volkswirtschaftlerin am IAB, hat diesen sogenannten „Gender Pay Gap“, den Gehaltsunterschied aller Frauen und Männer in Vollzeitbeschäftigung, anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit errechnet.

Tabelle mit Gehaltsunterschied von Frauen und Männern in Brandenburg und Bayern

Die Gehaltszettel markieren die alte Ost-West Grenze: Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen fällt im Osten teilweise umgekehrt zum Westen aus. Eine Frau aus dem brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland bekommt am Monatsende 7 Prozent mehr überwiesen als ein Mann im gleichen Kreis. Im bayrischen Erlangen verdienen Männer dagegen rund 32 Prozent mehr als Frauen.

Deutschlandkarte nach Gender Pay Gap gefärbt

Das lässt sich mit den unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen der neuen und der alten Bundesländer erklären: Bayern etablierte sich bereits vor Jahrzehnten durch Unternehmen wie Siemens und Schaeffler als Industriestandort. „In den alten Bundesländern dominieren technische Branchen die Arbeitswelt. Da dort traditionell eher Männer in gut bezahlten Positionen arbeiten, entsteht eher ein Gehaltsunterschied zu Arbeitnehmerinnen“, erklärt Ute Klammer, Professorin an der Universität Duisburg-Essen. In den neuen Bundesländern gibt es deutlich weniger technische Firmen. „Hier gibt es eher weiblich dominierte Arbeit wie die in einer öffentlichen Verwaltung“, sagt die Sozialforscherin.

 

Hinter der Geschichte:

Geld bedeutet Möglichkeiten. Darum ist es umso wichtiger, zu untersuchen, warum Frauen in vielen Regionen immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Ich will mich weiterhin in meinen Recherchen mit dem Thema auseinandersetzen. Einen neuen Ansatz bildet die Forschung von Ute Klammer: Sie erstellte einen Index zur Wertigkeit der Arbeit, auf dessen Grundlage weiblich und männlich konnotierte Branchen verglichen werden können. Das  fasziniert mich und will ich noch genauer verstehen.

 

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