Gemeinsam statt Einsam  

Gemeinsam statt Einsam  

Altersarmut trifft jeden Fünften. Doch in Statistiken wird ein größeres Problem nicht sichtbar: Einsamkeit. Therese Lorscheid hat einen Weg gefunden, Menschen zusammenzubringen. 

“Dat ich überhaupt kommen darf, dat is ein Geschenk”, sagt Gertrud. “Natürlich, du darfst immer kommen”, antwortet Resi, eigentlich Therese Lorscheid, und umarmt die alte Frau. Am Ende des Raumes steht eine Theke mit Kuchen. Auf den Tischen liegen frühlingshafte gelbe Tischdecken, darauf Vasen mit Tulpen. An den Wänden hängen Poster und Schals des 1. FC Köln. Im Hintergrund ertönen​​ heiteres Lachen und angeregte Gespräche. Fast wie in einem normalen Café.  

“Ich hab immer gesagt, dat is ein offenes Haus hier”, legt Therese Lorscheid nach und sieht sich im Grembergertreff um. Im Raum des ehemaligen Kiosk, der jetzt als Treffpunkt für die Seniorinnen und Senioren  aus Gremberg dient, findet heute ein Kuchenbasar statt, um Spenden zu sammeln. Ohne Spenden würde hier nichts laufen. Besonders nachdem die Inflation die Strompreise so in die Höhe getrieben hat.  

Therese Lorscheid ist 59, in Köln-Nippes aufgewachsen, mit elf Geschwistern. Sie hat ihr Leben in Köln verbracht und viel vom Leben gelernt, sagt sie – vor allem, dass es irgendwie immer eine Lösung gibt. Auch für die Einsamkeit der alten Menschen, die sie als Bäckereifachverkäuferin immer wieder erlebt hat. “Oft stand ich da und hab mit denen geredet, ne halbe Stunde lang”, erzählt sie. Und deshalb hat sie 2020 den Grembergertreff e.V. gegründet.  

“Klar gibt es Probleme”, sagt Therese Lorscheid und streicht über ihre Jeansschürze mit rosa Schleife. Altersarmut sei auch hier ein Problem, berichtet sie. “Aber die meisten wollen das halt auch nicht sagen. Da ist halt auch ne Scham und viele sind es ja auch gewohnt zu sparen von früher”, fährt sie fort. Der Grembergertreff helfe vielen zu vergessen, “kurz mal aufzuatmen”. Doch für Therese Lorscheid ist auch wichtig, dass es hier um mehr geht als Armutsbekämpfung. “Weil, was noch viel schlimmer ist, unabhängig von der finanziellen Armut, ist ja die Einsamkeit”. Und die könne man nur bekämpfen, wenn man da ist und zuhört. Und das sind Therese Lorscheid und ihre sechs Mitarbeiterinnen, ehrenamtlich, immer montags bis freitags von 8 – 12 Uhr zum kostenlosen Frühstück, das hier bereitgestellt wird. Dazu gibt es montags eine Lebensmittelausgabe, die durch Spenden der Tafel gedeckt wird. Und jeden Donnerstagabend werde gekocht, mittlerweile für über 70 Seniorinnen und Senioren.  

“Was die Resi hier leistet, also auch mit den anderen, dat ist schon, dat is schon was”, nickt Gertrud. Therese Lorscheid lächelt sie an. “Und erzähl mal, was wir schon gemacht haben alles”. Gertrud strahlt verlegen. Ins Stadion zum FC seien sie gegangen. Und auch in den Zoo. Doch auch die Treffen vor Ort hätten viel verändert. Der Grembergertreff ist zu einer zuverlässigen Anlaufstelle geworden. Therese Lorscheid hat es geschafft, einen Ort zum Leben zu erwecken, der nun Leute vereint und aus ihrer Isolation geholt hat. 

“Dat is wie ne große Familie geworden”, sagt Helmut, der mit am Tisch sitzt. “Und einfach ein Wahnsinnsprojekt!”

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