Landwirtschaftslos
Die Arbeit in der Landwirtschaft wird immer attraktiver – zumindest auf den ersten Blick. Beispiel Löhne: In der Landwirtschaft steigen die Reallöhne seit vielen Jahren zuverlässig an, deutlich stärker als in anderen wirtschaftlichen Sektoren.
Die Löhne steigen, und die durchschnittliche Arbeitszeit sinkt. Zur Jahrtausendwende standen Landwirte noch knapp 45 Stunden pro Woche auf dem Acker, 15 Jahre später sind es zehn Stunden weniger.
Ein weiteres Plus: Wer es in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf eine leitende Position schaffen will, muss dafür nicht die Universität besuchen. Die überwiegende Mehrheit der Betriebsleiter hat ursprünglich weder die Uni noch eine Fachhochschule besucht. Knapp 90 Prozent haben eine Ausbildung oder Lehre gemacht, die Landwirtschaftsschule absolviert, sind Fachagrarwirte oder haben sich zum Meister fortbilden lassen.
Die Gesamtzahl aller Beschäftigten in Deutschland steigt konstant an. Nicht aber in der Landwirtschaft – dort sinkt sie.
Udo Hemmerling vom Deutschen Bauernverband sieht den technischen Fortschritt als wesentlichen Einflussfaktor für den Rückgang der Beschäftigtenzahl. Dieser Trend werde auch weiter anhalten. Allerdings weist Hemmerling gleichzeitig auf die höhere Arbeitsproduktivität der Branche hin. Es handle sich also nicht um einen schrumpfenden Sektor. Für die Zukunft der Landwirtschaft prognostiziert er: „Die Digitalisierung wird vor allem die Anforderungsprofile an den Beruf Landwirt verändern. Zu erwarten sind weniger körperliche Arbeit und noch mehr Überwachung und Steuerung von biologischen Vorgängen mittels Technik.“
Ein Beispiel für Technisierung in der Landwirtschaft ist der GPS-gesteuerte Traktor. Thomas Goczall beackert damit bereit seine Felder. Wir haben ihn dabei begleitet: https://das-journalismus-stipendium.de/feldarbeit-ferngesteuert/
Hinter der Geschichte:
Mit dem Statistischen Jahrbuch bietet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jährlich eine reichhaltige Übersicht an Statistiken rund um die Landwirtschaft. Dies erlaubt eine Vielzahl an mehr und weniger tiefen Einblicken in die Branche. Die Daten geben auch einen Überblick über die Entwicklung der Arbeit in der Landwirtschaft, liefern aber kaum Antworten auf die Fragen nach den Gründen. Ich habe gelernt, dass Zahlen nur das „Was“ abbilden, nicht aber das „Warum“ erklären. Das müssen Experten leisten, deren Einschätzungen einen datenjournalistischen Beitrag erst vollständig machen.