Bubble Tea: mehr als ein Getränk
Han Yi verkauft seit vier Jahren Bubble Tea in Berlin – mit durchschlagendem Erfolg. Das Getränk bedeutet für ihn auch Kulturaustausch.
Die Kügelchen in den Metallbehältern sind quietscheblau, gelb, schwarz – für Blueberry, Mango und Tapioka. Ein Mitarbeiter von “Mr. Box Tea” schüttelt sie in ein Teegetränk mit Eiswürfeln. Han Yi Zhang serviert einer Kundin den fertigen Bubble Tea in einem Plastikbecher, der wie ein Männchen mit einem eckigen, überdimensionalen Kopf aussieht. Schon kurz nach der Eröffnung hat sich eine Schlange vor dem Laden gebildet, aber Han Yi bleibt entspannt und nimmt sich die Zeit, alle freundlich zu begrüßen.
2019 hat er gemeinsam mit einem Freund die erste deutsche „Mr. Box Tea“-Filiale in Charlottenburg eröffnet. “Mr. Box Tea” gibt es in vielen europäischen Städten. Ihr niedliches Maskottchen ist eine beliebte Cartoon-Figur in China und Taiwan, der Ursprungsort des Bubble Teas. Dort entstand auch die Idee, den Tee im Mr. Box-Becher zu servieren. In Deutschland kann man diesen inzwischen unter anderem in Stuttgart, München und Trier kaufen.
Für Han Yi ist klar: „Bubble Tea ist ein Produkt unserer Zeit.“ Der 29-jährige bewirbt seinen Laden auf Tiktok und Instagram. Im Laden sitzt die Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler stehen vor der gelben Leuchtreklame mit den vielen Teesorten und zeigen auf die bemalten Roboter-Becher auf dem Tresen. “Die sind wirklich so süß!”, ruft ein Mädchen. Andere stehen am knallig roten Spielautomaten und versuchen, ein „Mr. Box“-Plüschtier herauszuziehen. Auch Han Yi passt mit seinen rot gefärbten, sorgfältig gestylten Haaren und der bordeauxfarbenen Maske perfekt in seine Umgebung.
In seinem Laden verkauft Han Yi Getränke, die seinen persönlichen Bubble-Tea-Geschmack treffen. In Deutschland werden oftmals Fruchtgeschmäcker präferiert, sagt er. Er habe den authentischen Geschmack aus seiner Heimat vermisst, wo die Menschen gerne den klassischen Tee mit Milch und Tapiokaperlen trinken. Han Yi ist mit 13 Jahren mit seiner Familie aus Wenzhou, China nach Deutschland gezogen, doch fühlt er sich bis heute der chinesischen Kultur zugehörig. Für ihn ist der Bubble Tea eng mit der östlichen Teekultur verknüpft und damit auch ein Stück Heimat.
Den Ladenbesitzer freut es zu sehen, wenn Menschen in Deutschland sich für die asiatische Kultur interessieren. Lange Zeit sei vor allem der Kulturtransfer von „West nach Ost“ dominant gewesen, sagt er. Dank der Globalisierung gehe der Kulturtransfer nun zunehmend in beide Richtungen. Für die Zukunft erhoffe er sich eine völlige „Gleichberechtigung der Kulturen“.
Ein Blick auf die Kundschaft zeigt, wie gut der Kulturtransfer in seinem Laden klappt. In der langen Schlange wird sowohl Chinesisch als auch Deutsch gesprochen und Han Yi wechselt mühelos zwischen beiden Sprachen. Ein kleiner Junge zeigt neugierig mit dem Finger auf die leuchtenden Schriftzeichen an der Wand. „Das ist Chinesisch“, erklärt ihm Han Yi und reicht ihm seinen Becher. Übrigens: der eckige Kopf von Mr. Box ist nicht nur süß. Er steht auch für den Blick “outside the box” – eine Einladung also, öfter über den eigenen Tellerrand zu schauen. Vielleicht ist das beim nächsten Bubble-Tea einen Gedanken wert.