Alles für seinen Traum aufgeben
Alles für seinen Traum aufgeben
Ihre Karriere musste sie an den Nagel hängen, um glücklich zu werden. Ulrike Schäfer hat einen eigenen Naturkosmetik-Laden aufgemacht. Seither hat sie viele Krisen gemeistert.
Es riecht nach Ölen und Cremes, dezent und aromatisch. An den Regalen sind warme LEDs angebracht und an der Decke hängt eine bronzefarbene Lampe. In den gläsernen Regalen stehen ordentlich sortiert zahlreiche Schönheitsprodukte, Accessoires und Düfte. Und mittendrin steht die Inhaberin.
Ulrike Schäfer ist Ende vierzig, hat glatte Haut und ein strahlendes, entspanntes Lächeln. Das war aber nicht immer so. Früher litt sie unter Rosacea, einem Hautleiden, bei dem sich rote, schmerzhafte Pusteln im Gesicht bilden. „Ich war damals sehr karriereorientiert“, sagt sie. Sie stand unter hohem Druck und war häufig unglücklich. Für sie stand fest: „Ich muss etwas ändern.“
Sie fängt an, die Krankheit mit Naturkosmetik zu behandeln. Und dieser Bereich gefällt ihr so gut, dass sie beschließt, ihren damaligen Job zu kündigen und ihr eigenes Geschäft aufzumachen. Die zielstrebige Ulrike erfindet sich neu und nennt sich jetzt Julie. Und Julie macht, was sie möchte: einen eigenen Kosmetik-Laden. Kurz nach ihrer Entscheidung aber wird sie schwanger und sie kann ihre Idee nicht wie geplant in die Tat umsetzen. Als ihr Sohn gerade mal zehn Monate alt ist, eröffnet sie schließlich Julie-Shines, etwas abseits vom Neumarkt in Köln. Bald merkt sie, dass es schwierig ist, die Familie und ein eigenes Geschäft miteinander zu vereinbaren. Sie beschließt einen Online-Shop aufzumachen, um ihre Öffnungszeiten zu beschränken. Außerdem, sagt sie, können die Kunden dort rund um die Uhr aus allen Teilen Deutschlands bestellen. Damit ist sie 2018 einer unter wenigen Kleinbetriebe, die schon einen Online-Shop haben.
„Guten Morgen.“ „Hallo.“ Ulrike Schäfer begrüßt den Paketboten. „Ich hole nochmal schnell die anderen Pakete.“ Ulrike läuft nach hinten in ihr Büro und kommt mit zwei Paketen wieder. Sie unterschreibt ein paar Sachen und wünscht dem Paketboten mit einem Lachen noch einen schönen Tag.
Besonders während der Corona-Zeit sei ihre Website noch beliebter geworden, sie habe Pakete gepackt, verschickt oder sogar selbst in Köln verteilt. So hat sie die Pandemie gut überstanden, denn sie hatte schon genug Stammkunden, die ihre Produkte auch treu online gekauft haben.
Nun stellt die Inflation ein neues Risiko für ihr Geschäft dar.
„Seit letztem Oktober fallen die Leute weg, die sich das mal so geleistet haben. Die Preise haben sich aber auch unterschiedlich je nach Produkt verändert. Manche sind zwei Euro teurer, andere zehn. Das würde ich dann als Kunde auch nicht mehr kaufen.“ Sie zuckt mit den Achseln.
„Naturkosmetik ist generell teurer als konventionelle Kosmetik. Deshalb kaufen bei mir häufig Leute, auf die die Inflation keine große Auswirkung hat.“
Und diese Kundschaft ist ihr treu. Früher hat Ulrike Schäfer nach dem schwäbischen Lied: „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ gearbeitet. Jetzt geht es ihr mit Julie-Shines viel besser. Und ihre Rosacea ist auch verschwunden.