Wenn Essen Menschen zusammenbringt  

Pita, Blätterteigspezialitäten und eine Prise Mut: In ihrem Foodtruck mixen Carmen und Alfredo israelische Tradition mit veganem Streetfood. Aber es läuft längst nicht alles glatt. 

In dem winzigen, türkisenen Foodtruck geht es wuselig zu. Auf knapp zwei Quadratmetern – zwischen Pfannen, Töpfen und Soßentuben – arbeiten Carmen und Alfredo eingespielt nebeneinander. Hinten schibbelt sie Petersilie, vorne nimmt er die Bestellungen der Gäste entgegen. Der Wagen ist liebevoll dekoriert mit einer Lichterkette über dem Verkaufsfenster und einer Sonnenblume, die aus dem Fensterrahmen hervorlugt. Kunterbunte, tanzende Buchstaben auf einem Schild des Trucks verraten: ISRAELI FOOD, vegetarisch & vegan.  

Dieser israelische Foodtruck auf dem Streetfood-Festival in Köln ist das Lebenswerk von Carmen und Alfredo. Seit 14 Jahren bietet das Ehepaar hier Pita und Blätterteig-Spezialitäten an. Der geringe Platz scheint kein Problem für die beiden zu sein. Carmen ist 42 Jahre alt und hat israelische Wurzeln, Alfredo ist 49 Jahre alt und kommt aus Spanien. Es sieht leicht aus, wie sich in ihrer Mini-Küche gegenseitig zu arbeiten. Aber geht es wirklich immer so harmonisch zu? 

Essen, sagt Carmen, das sei das, was die zwei verbindet. Sogar kennengelernt haben sie sich über das Essen. Damals, vor vielen Jahren, in Alfredos Restaurant in Spanien. Sie wurden bald ein Paar. Aber beide sehnten sich nach Abenteuern. Nach nur einem Jahr Beziehung ließen sie alles hinter sich. Ihre Heimat, ihre Freunde, und Alfredos Gasthaus. Sie gaben alles auf für ihren gemeinsamen Traum von einem Restaurant auf vier Rädern. Lange tourten sie mit ihren Speisen ständig von Festival zu Festival, durch Österreich, die Schweiz, und Deutschland. Heute stehen die zwei nur noch an den Wochenenden mit ihrem Truck auf Festivals. Denn inzwischen haben sie ein gemeinsames Kind und deshalb auch einen festen Wohnsitz.  

Ihr Geschäft scheint bestens zu laufen. Die Kunden stehen Schlange, um von den israelischen Spezialitäten zu kosten. Carmen und Alfredo ergänzen sich perfekt. Ist Carmen zu beschäftigt, um selber zu essen, bringt Alfredo ihr Köstlichkeiten von anderen Festivalständen in kleinen Schälchen an den Arbeitsplatz. Gerade kommt er mit einer Tüte Dorito-Chips vom Stand gegenüber wieder und platziert sie lächelnd vor Carmen. „Essen und Musik kann Menschen miteinander verbinden“, betont Carmen. Um ihren Mund herum hat sie Lachfalten.  

So lebensfroh wie Carmen wirkt, merkt man ihr kaum an, dass das Ehepaar und ihr Foodtruck auch mit Problemen zu kämpfen haben. Hin und wieder werden die beiden angefeindet – weil sie israelisches Essen verkaufen.  Einmal verwüsteten Unbekannte sogar das Innere ihres Foodtrucks. Aber aufgeben, nur wegen irgendeines „Idioten“? Carmen schüttelt den Kopf. „Nein!“, verkündet sie entschlossen. Das sei keine Option.

Sie wird trotz Herausforderungen und Rückschläge weiter nach den israelischen Rezepten ihrer Großmutter und Mutter kochen. Nur eben in vegetarischer und veganer Version. „Falafel kennen die Menschen“ erklärt Carmen. Sie aber wolle den Menschen lieber etwas Unbekanntes aus der israelischen Küche zeigen. Sie bestreicht einen goldbraunen Teigfladen mit dunkelroter Sauce.

An ein Leben ausschließlich auf Rädern, so wie sie und Alfredo es früher geführt haben, sei im Moment nicht zu denken. Erst wenn ihr Sohn älter ist, könne sie sich vorstellen, wieder weiter weg zu reisen. Vielleicht nach Italien oder Spanien, wo es wärmer ist. „Wir sind noch jung, wir haben noch Zeit“, lacht sie und wendet sich ihrem nächsten Kunden zu.  

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