Grün im Grau
Im Bioladen von Robert Winsmeier kauft der Kiez ein. Und trotz Krisen wird das auch so bleiben, glaubt er.
Berlin-Schöneberg, Motzstraße, ein kleiner Biomarkt. Davor laufen Menschen gestresst durch die Stadt, drinnen ist es friedlich. Hier steht Robert Winsmeier und plaudert mit einer alten Dame. Wie es denn der Familie gehe, fragt er. Er kennt sie schon, wie die meisten Kundinnen und Kunden hier. Die Stammkundinnen und Stammkunden kommen gerne. Die Gänge sind sauber. Obst und Gemüse sind in Flechtkörben schön angerichtet. Und es weht einem der Duft von Bio-Backwaren entgegen.
Winsmeier ist hier der Chef. Schon seit 11 Jahren arbeitet er in diesem Betrieb und leitet nun einen der über 250 „Denns“-Läden in Deutschland. Diesen hat er nun seit einem Jahr. Er ist mitten im Szenebezirk: Hier leben Menschen aus vielen Ländern, viele sind offen für Neues. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Kiez hätten den Laden im vergangenen Jahr gut aufgenommen, sagt Winsmeier. „Wir haben hier ein stark präsentes Kiezpublikum“, erzählt er.
Die Regale sind voller Glasflaschen, Plastik gibt es weniger. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist groß – und das, obwohl Winsmeier vor allem Regionales einkauft. „Das Meiste kommt von deutschen Produzenten“, sagt Winsmeier. Das macht sich oft auch an den Preisen der Lebensmittel bemerkbar.
Ob 99-Jährige oder Familien mit Säuglingen, alle würden bei ihm einkaufen, sagt Winsmeier. Und er glaubt, dass in Zukunft immer mehr junge Menschen Bio essen wollen: Die Generation Z wächst mit Social-Media-Plattformen wie „TikTok“ oder „Instagram“ auf, wo die Themen Ernährung und Umwelt im Trend sind. „Ich beobachte, dass es wieder ein größeres Interesse an Zukunftsthemen gibt“, sagt Winsmeier.
Arbeiten wollen viele junge Menschen hingegen offenbar oft nicht im Einzelhandel, zu dem auch Biomärkte gehören: 41,9 Prozent der entsprechenden Unternehmen, die das Ifo-Institut im Jahr 2022 befragt hat, klagten: Bei uns fehlt Fachpersonal. „Das macht sich in allen Bereichen des beruflichen Lebens bemerkbar“, sagt auch Robert Winsmeier. „Das betrifft uns genauso.“
Und auch insgesamt sind es schwierige Zeiten im Handel. Etwa, weil durch den Ukraine-Krieg die Inflation enorm angestiegen ist. Dadurch achten viele Menschen besonders auf ihr Geld. Das betrifft deutschlandweit auch die Bio-Umsätze. Einer Studie vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zufolge lagen sie 2022 mit 15,3 Milliarden Euro 3,5 Prozent unter den Umsätzen vom Vorjahr.
Robert Winsmeier aber blickt trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft. „Lebensmittelmärkte wird es immer geben“, sagt Winsmeier. „Da mache ich mir keine Gedanken.“